Die Digitale Transformation der Energiewirtschaft: IT-Betriebsmodelle der Zukunft – Vom Regen in die Cloud? (Teil 4)

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Der Wandel durch die Digitalisierung schreitet voran und erfasst zunehmend auch die althergebrachten (und durchaus regulatorisch bedingten) IT-Betriebsmodelle von Energieversorgern. Einerseits kommen auf die Fachabteilungen neue Anforderungen zu wie die Anbindung des Internet of Things (IoT), intelligenter Messsysteme oder weiterer Portale und anderer neuer Technologien. Andererseits wird ungeachtet dessen seit mehreren Jahren die Ebene des Applikations- und IT-Betriebsmanagements immer komplexer.

Dennoch beäugen insbesondere Energieversorger alternative IT-Betriebsmodelle wie Private, Public- oder Hybrid-Clouds bisher kritisch. Einer der Gründe hierfür ist die Anreizregulierung für Strom- und Gasnetzbetreiber. Diese sorgt dafür, dass Investitionen in Vermögenswerte erlöstechnisch deutlich besser gestellt werden als reine Aufwendungen (Stichwort CAPEX statt OPEX). Auch wenn es sich betriebswirtschaftlich normalerweise deutlich lohnen würde, bestimmte IT-Leistungen auszulagern, würde das Energieversorgungsunternehmen (EVU) hier (zumindest im regulierten Netzbereich) durch den entgangenen kalkulatorischen Gewinn deutliche Nachteile erfahren. Dazu kommt die latente Gefahr von Cyber-Angriffen. Als Energienetzbetreiber ist man quasi in der kritischen Infrastruktur zu Hause, weshalb man sich gut überlegen sollte, ob und wie man Dritte in die Leistungserbringung einbezieht.

Seit einiger Zeit denken jedoch auch viele EVU hinsichtlich alternativer Betriebsmodelle um, denn für die genannten Herausforderungen gibt es Lösungen. Die Nachteile der Anreizregulierungsverordnung (ARegV) können häufig über Nutzungsrechte aufgefangen werden. Die Informationssicherheit kann auch bei Einbezug Dritter über ein stringentes Sicherheitskonzept gewährleistet werden. Und das Lock-In-Risiko, das heißt die Abhängigkeit vom Anbieter, lässt sich reduzieren, indem man die Anbieter fundiert technisch evaluiert, flankiert durch eine sachgerechte Vertragsausgestaltung auf ein akzeptables Maß.

Das Betriebsmodell „IT as a Service“ (ITaaS)

Die Idee hinter dem IT-as-a-Service-Betriebsmodell ist, dass die IT-Abteilung nicht mehr nur IT-Leistungen erbringt, sondern vielmehr die IT-Services im Unternehmen zentral organisiert und insbesondere „orchestriert“. Ob eine IT-Leistung von der IT-Abteilung selbst oder von einem Dritten erbracht wird, ist hierbei unerheblich. Das IT-as-a-Service-Betriebsmodell ist also nicht auf die bekannten Cloud-Betriebsmodelle Infrastructure-as-a-Service (IaaS), Plattform-as-a-Service (PaaS) oder Software as a Service (SaaS) reduziert. Vielmehr werden diese Technologien in einer optimierten Zusammenstellung verwendet, um den Fachabteilungen kosteneffiziente und angemessene IT-Services bereitzustellen.

Kurz gesagt, ITaaS ist keine Technologie, sondern vielmehr ein organisatorischer und operationeller Wandel in der Art und Weise, wie IT-Systeme und Services im Verbund strukturiert betrieben bzw. erbracht werden. Damit geht eine Transformation der IT-Abteilung einher, vom reinen IT-Service-Operator zum IT-Service-Orchestrator. Somit gewinnen insbesondere folgende Aufgabengebiete innerhalb einer ITaaS orientierten IT-Abteilung deutlich an Bedeutung:

  • Anforderungsmanagement,
  • IT-Controlling, insbesondere Leistungsvergleich mit Dritten (make/buy),
  • Integrations- und Architekturmanagement,
  • Lieferantensteuerung und -überwachung,
  • Sicherheitsmanagement.

Unternehmen, die ihre IT-Abteilung in ein ITaaS-Modell transformieren wollen, sollten an bestehenden Best-Practice-Vorgaben wie zum Beispiel der IT Infrastructure Library (ITIL) orientieren.

Zu den Vorteilen eines erfolgreich eingeführten ITaaS-Betriebsmodells gehören insbesondere die Standardisierung und Vereinfachung von IT-Leistungen durch das stringente Anforderungsmanagement, eine erhöhte Kostentransparenz und -effizenz durch den Leistungsvergleich mit Dritten und eine erhöhte Reaktionsfähigkeit auf neue Anforderungen durch die integrative IT-Architektur sowie die IT-Service-Managementprozesse im Allgemeinen.

Ansprechpartner BBHC: Dr. Andreas Lied/Stefan Brühl
Ansprechpartner BBH: Dr. Jost Eder/Alexander Bartsch

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