Eine Badesaison im Schatten der Corona-Pandemie

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Die Freibadsaison startete dieses Jahr mit einiger Verspätung und unter pandemiebedingten Auflagen. Jetzt geht sie langsam zu Ende während die Pandemie immer noch Teil des Alltags ist. Was hat man aus der Freibadsaison unter Pandemiebedingungen gelernt? Und welche besonderen, neuen Probleme stehen den Badbetreibern in der Hallenbadsaison bevor?

Im Februar 2020 wurden die ersten Corona-Fälle in Deutschland bekannt. Seit März gibt es im ganzen Land Beschränkungen und Auflagen für alle Lebensräume. Oberstes Gebot ist nun seit längerem: Abstandhalten, Hygieneregeln beachten und Alltagsmasken tragen, kurz AHA. Unter diesen erschwerten Bedingungen begann die Freibadsaison 2020. Geöffnet wurden die Freibäder, später als sonst, im Juni und das auch nur unter Einhaltung der allgemeingültigen AHA-Regeln sowie diverser, bundeslandabhängiger branchenspezifischer und -übergreifender Auflagen u.a. zum Thema Hygienekonzept, Arbeitsschutz und Haftung. Anfang September geht die Saison nun zu Ende. Zeit ein erstes Resümee zu ziehen.

Einen Vorteil hatten Freibäder: sie sind im Freien. Mit frischer Luft und aerosolbedingtem Stoß- oder Dauerlüften gab es keine Probleme. Stattdessen stand man vor Herausforderungen, wie Höchstbesucherzahlen (gemessen an Liege- und Wasserfläche) und damit verbundener Zugangsregulierung, der Einhaltung von Abstandsregeln und der Verhinderung von Schlangenbildung. Besucherströme wurden so gelenkt, dass Ansammlungen vermieden wurden. Unsicherheit verursachte auch der effektive Schutz der Mitarbeiter vor einer Ansteckung am Arbeitsplatz. Besonders relevant war dies im direkten Gästekontakt an Kassen und bei Rettungsmaßnahmen. An den Kassen galt demnach eine „Masken-Pflicht“ für Gäste und Mitarbeiter und/oder Trennwände mussten installiert werden. Bei möglichen Hilfe- oder Rettungsmaßnahmen stellte sich die Frage, inwieweit Fachkräfte verpflichtet sind zu helfen, wenn eine Ansteckungsgefahr besteht.

Mit Schließung der Freibäder wird der Blick nun auf die Hallenbäder gelenkt. Einige Erfahrungen der Freibäder lassen sich gut auf Hallenbäder übertragen, so zum Beispiel das Einhalten der Abstandsregeln und der „Masken-Pflicht“, aber auch die Kontrolle der Besucherhöchstzahlen und der Arbeitsschutz. Doch trotz der wertvollen Erfahrungen aus der Freibadsaison bleiben einige – vor allem rechtliche – Fragen offen:

  • Wie genau ist es mit dem Datenschutz?
  • In welchen Bundesländern sind die Bäderbetriebe verpflichtet, Kontaktdaten von Gästen aufzunehmen und wo ist es gerade unzulässig dies zu tun?
  • Wie genau soll der öffentliche Bäderbetrieb mit dem Vereins- und Schulschwimmen in Einklang gebracht werden?
  • Sind Tarifanpassungen sinnvoll?
  • Wie sieht es mit der rechtlichen Verbindlichkeit von Empfehlungen der Interessenverbände aus?
  • Inwiefern beeinflussen Empfehlungen von Interessenverbänden die Haftung des Bäderbetriebs gegenüber den Gästen und den Mitarbeitern?

Zu dem entscheidenden Thema der Hallenbadsaison lassen sich aus der Freibadsaison aber keine Erfahrungen mitnehmen: die Lüftungsanlagen. Hier stellen sich ebenso diverse Fragen:

  • Inwieweit verteilen die Lüftungsanlagen Viren im Raum?
  • Wie gut lassen sich Corona-Viren filtern?
  • Wie sieht es mit möglichen sog. Totzonen aus, also Zonen, in welchen die Luft still steht und nicht durch Belüftungsströme bewegt wird?
  • Ist eine Umstellung auf 100 Prozent Frischluft möglich und bezahlbar? Ist eine Umstellung vielleicht sogar verpflichtend?

Zu den meisten aufgeworfenen Fragen gibt es erste Einschätzungen und Meinungen, zum Aufeinandertreffen von Datenschutz und Infektionsschutz sogar schon erste Urteile.

Der kurze Rückblick in die Freibadsaison und Ausblick in die Hallenbadsaison macht deutlich, vor wie vielen neuen Hindernissen und Herausforderungen Bäderbetriebe stehen. Das bedeutet wiederum erheblich mehr Verantwortung für die Mitarbeiter dieser Betriebe; insbesondere für die, die in direktem Kundenkontakt stehen. So zeigt uns die Krise auch in dieser Branche, wie wichtig gut ausgebildete Fachkräfte sind, die schnell auf Herausforderungen reagieren und somit für größtmögliche Sicherheit in der Bevölkerung sorgen können.

Ansprechpartner*innen: Rudolf Böck/Meike Weichel

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