Auf Shoppingtour – der Energieeinkauf

Für Unternehmen, die mehr als nur für die Schreibtischlampen Energie verbrauchen, ist die Frage, woher und zu welchem Preis sie Energie beziehen, ständig relevant. Je mehr die Preise steigen und der Wettbewerb sich intensiviert, desto größer wird der Anreiz, durch Umstellungen in der Energieversorgung Einsparungen zu erzielen.

Unternehmen: Zunehmend professionellerer Energieeinkauf

Bei Unternehmen aus der Industrie und dem Gewerbe ist daher seit einigen Jahren eine zunehmende Professionalisierung des Energieeinkaufs zu beobachten: So führen viele Unternehmen bereits zu Jahresbeginn eine erste energiewirtschaftliche Bestandsaufnahme durch. Sie analysieren Kosten und Struktur ihres Energieverbrauchs, prüfen die bestehenden Anpassungs- oder Ausstiegsklauseln in den Lieferverträgen und gleichen Produkte und Preise mit dem Markt ab. Auf diese Weise identifizieren sie frühzeitig, ob Handlungsbedarf besteht und was getan werden kann.

In aller Regel führen sie nach der Bestandsaufnahme im weiteren Verlauf des Jahres Gespräche mit dem eigenen Lieferanten, um die wirtschaftlichen Eckdaten der Energieversorgung für das kommende Jahr, also insbesondere die Lieferpreise und Liefermengen, zu klären. Nicht selten sondieren sie aber auch den Markt im Rahmen von Ausschreibungen – ggf. unter Betreuung durch externe Experten – gezielt nach alternativen Lieferanten und Produkten und erteilen den Zuschlag für die Energieversorgung erst nach Abschluss eines Bieterverfahrens. Vereinzelt haben Industrieunternehmen aber auch einen spezialisierten Energieeinkauf, der die Versorgungsstrukturen fortlaufend beobachtet und gezielt selbst geeignete Produkte am Markt beschafft.

Für Energieversorger: Risiko und Chance

Für Energieversorger sind der intensivere Wettbewerb und das zunehmend professionellere Auftreten des Energieeinkaufs vieler Industrie- und Gewerbekunden Risiko und Chance zugleich.

Einerseits müssen Lieferanten deutlich mehr als früher um ihre Kunden kämpfen und sich hierbei gegen eine zunehmende Zahl an Wettbewerbern durchsetzen. Andererseits eröffnen sich aber heutzutage auch ungeahnte Möglichkeiten des Zugangs zu Märkten, die früher – z.B. aufgrund flächendeckend praktizierter langfristiger Lieferverträge – weitestgehend verschlossen waren.

Angesichts dieser Sachlage tun Energieversorger in jedem Falle gut daran, die bestehenden Kundenbeziehungen von sich aus regelmäßig zu kontrollieren und im Bedarfsfalle gemeinsam mit dem Kunden Lösungen für eine Optimierung des Energiebezugs zu erarbeiten. So kann es sich im Einzelfall auch anbieten, dass Lieferanten ihre Kunden auf Shoppingtour durch die Energiemärkte mitnehmen und hierbei beraten. Denn letztlich ist der Kunde König. Er sollte daher ein umfassendes Bild vom Markt haben und mitentscheiden können, ob es am Ende der (u.U. etwas teurere) maßgeschneiderte Designeranzug, also z.B. ein individuelles Portfoliomanagement, oder vielleicht doch lieber die (i.d.R. etwas günstigere) Mode von der Stange, also z.B. standardisierte (Börsen-) Produkte, sein soll.

Nur keine Angst vor dem Wettbewerb

Auch wenn die Interessenlage bei Abnehmern und Lieferanten auf den ersten Blick gegensätzlich erscheint, lassen sich die wechselseitigen Interessen regelmäßig in Einklang bringen. Gemeinsam zwischen Lieferanten und Kunden erarbeitete Konzepte der Energieversorgung sind von beiderseitigem Nutzen: Sie können zum einen helfen, Kunden – auch ohne vertragliche Knebelung – langfristig zu binden. Zum anderen ermöglichen sie es dem Kunden, beim Energieeinkauf mode- und kostenmäßig auf der Höhe der Zeit zu sein.

In diesem Sinne: Nur keine Angst vor dem Wettbewerb!

Ansprechpartner: Prof. Dr. Ines Zenke/Dr. Tigran Heymann

Auch die Experten unserer BBH Consulting AG begleiten Sie gern bei Ihrer Orientierung auf den Energiemärkten.

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