Interviewreihe: Dr. Robert Greb, Vorstandsvorsitzender REWAG

Am 12.11.2025 findet die Vierte KlimAKonferenz auf dem EUREF-Campus in Berlin statt. Auf der Konferenz unter dem Titel „Bezahlbarkeit, Versorgungssicherheit und Klimaschutz geglückt? Erste Einschätzungen aus Perspektive der Stadtwerke“ diskutieren wir Fragen rund um die Wirtschaftlichkeit und die Herausforderungen bei der Umsetzung nachhaltiger Energiekonzepte.

Mit den Entscheider:innen aus Politik, Wirtschaft und Verbänden, die an der Konferenz teilnehmen, haben wir im Vorfeld Interviews geführt, die wir an dieser Stelle veröffentlichen – heute mit Dr. Robert Greb, Vorstandsvorsitzender REWAG.

BBH-Blog: Im Mittelpunkt unserer diesjährigen KlimAKonferenz steht die Frage, wie Kommunen und Unternehmen klimaneutral und zugleich wirtschaftlich erfolgreich sein können. Was ist aus Ihrer Sicht der entscheidende Erfolgsfaktor für diesen Spagat?

Dr. Robert Greb: Eigentlich ist es kein Spagat, da unterlassene Investitionen in den Klimaschutz wahrscheinlich wesentlich höhere Kosten nach sich ziehen. Jedoch wird diese Erkenntnis seit einigen Jahren global erfolgreich verdrängt, sodass sich jetzt dieser vermeintliche Widerspruch zwischen Wettbewerbsfähigkeit und Klimaschutz auftut. Momentan hilft da m.E. nur eine starke Kosteneffizienz, dass die schwindenden finanziellen Ressourcen wesentlich zielgerichteter eingesetzt werden. Und das gepaart mit Effizienzgewinnen durch Bürokratieabbau, Digitalisierung, Erhöhung der Umsetzungsgeschwindigkeit.

BBH-Blog: Die Energiewende wird weltweit vorangetrieben. Von welchen internationalen Beispielen kann Deutschland besonders profitieren und wo können wir selbst Impulse setzen?

Dr. Robert Greb: Andere europäische Länder sind wesentlich schneller beim smart-meter-rollout. Wir haben eine hohe Durchdringung mit Dach-PV-Anlagen und auch die E-Mobilität zieht an. Wenn wir den Rollout pragmatischer vorantreiben und damit beschleunigen würden, dann könnten wir könnten wir zeigen, wie Vernetzung geht und welche Effekte sich damit erzielen ließen.  

BBH-Blog: Welche Formen der Zusammenarbeit zwischen Kommunen, Wirtschaft und Politik sind aus Ihrer Sicht entscheidend damit die Energiewende gelingt?

Dr. Robert Greb: Ein gesellschaftlicher Grundkonsens über eine Zielhierarchie z.B. zwischen Klimaschutz, Tourismus, Artenschutz, Datenschutz … aber natürlich auch, was die Finanzierbarkeit betrifft. Eine Verwaltung, die sich daran orientiert und zügig und mit wenig Bürokratie, möglichst digital, die Umsetzung des Klimaschutzes unterstützt. Und das dann übersetzt in stringente Gesetzesvorlagen und Verwaltungsstrukturen.  

BBH-Blog: Investitionen gelten als Schlüssel für den Erfolg der Transformation. Welche Rahmenbedingungen sind nötig, damit mehr Kapital in nachhaltige Energielösungen fließt?

Dr. Robert Greb: Ohne entsprechende Reformen wird es nicht gehen. Diese müssen langfristig schlüssig und belastbar sein, den Bestandschutz berücksichtigen und damit Vertrauen in die notwendigen, sehr langfristigen Investitionen in die Infrastrukturinvestitionen, wie Strom-, Wärmenetze, E-Mobilität und Erneuerbare Energien rechtfertigen.

BBH-Blog: Mit Blick auf die kommenden Jahre: Welche Prioritäten sollte Deutschland setzen, um die Klimaziele zu erreichen und zugleich seine wirtschaftliche Stärke zu sichern?

Dr. Robert Greb: Weniger ist manchmal mehr und deshalb plädiere ich für eine Fokussierung auf das Machbare. D.h. vorhandene Technologien marktwirtschaftlich in die Fläche bringen und durchgängig elektrifizieren.  Bitte nicht auf Zukunftstechnologien warten, die vielleicht kommen oder auch nicht. Eine Fortsetzung von Forschung bleibt aber natürlich wichtig.

BBH-Blog: Sehr geehrter Herr Greb, herzlichen Dank für das Gespräch. Wir freuen uns auf die weitere Diskussion im Rahmen unserer KlimAKonferenz am 12.11.2025.

Hier finden Sie den Link zum Programm und hier geht es zur Anmeldung.

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