Interviewreihe: Juliane Kaspers, BBH-Partnerin und Rechtsanwältin

Am 17.9.2024 findet die Dritte KlimAKonferenz auf dem EUREF-Campus in Berlin statt. Die aktuellen Herausforderungen und die Finanzierung der kommunalen Wärmewende sind das zentrale Thema der Veranstaltung. Mit den Entscheider:innen aus Politik, Wirtschaft und Verbänden, die an der Konferenz teilnehmen, haben wir im Vorfeld Interviews geführt, die wir an dieser Stelle veröffentlichen. Die Interviewreihe beginnen wir heute mit Juliane Kaspers, BBH-Partnerin und Rechtsanwältin.

BBH-Blog: Die kommunale Wärmewende wird manchmal als das Rückgrat der Transformation des Energiesystems bezeichnet. Mit anderen Worten: Ohne Wärmewende in den Kommunen, keine Energiewende in Deutschland. Was ist Ihrer Meinung nach die größte Herausforderung, vor der die Verantwortlichen stehen?​

Juliane Kaspers: Es fehlt häufig neben den finanziellen auch an den notwendigen personellen Ressourcen, um die Wärmewende in den Kommunen zu bewältigen.  Die Stadtwerke vor Ort als Betreiber von zentralen Infrastrukturen sind daher meines Erachtens ein unerlässlicher Partner für die Kommunen. Aus unserer Erfahrung hilft es, vor Ort alle Ressourcen zusammenzuziehen und alle relevanten Stakeholder frühzeitig einzubinden. Außerdem ist eine gute Projektsteuerung notwendig. Dafür hilft es ungemein sich auf ein gemeinsames Ziel zu verständigen und daran festzuhalten. Abzuwarten, um mal zu sehen, was die anderen so machen, ist nach meiner Auffassung jedenfalls verantwortungslos.​

BBH-Blog: Die Kosten der Energiewende sind enorm. 721 Milliarden Euro bis 2030 bzw. 1,2 Billionen Euro bis 2035, so rechnen VKU und BDEW. Ein großer Teil davon wird für die kommunale Wärmewende benötigt – rund 400 Milliarden Euro von 2030 bis 2045 für Aus- und Umbau der Fernwärme (Geode). Ganz einfach gefragt: Woher soll das Geld kommen?  ​

Juliane Kaspers: Da sind wir letztlich alle gefragt. Es wird wohl nicht möglich sein, dass einzelne Player die erforderlichen Investitionsmittel allein aufbringen, sondern es muss eine Verteilung auf möglichst viele Schultern geben. Letztlich dürfte es ein Mix von verschiedenen Instrumenten und Mitteln sein: öffentliche Förderung, privates Kapital, aber eben auch entsprechende Preise für die Wärmeversorgung. ​

BBH-Blog: Mit dem sogenannten Wärmeplanungsgesetz hat der Gesetzgeber dafür gesorgt, dass die Wärmewende vor Ort geplant (und durchgeführt) wird – mittels kommunaler Wärmepläne. So richtig es ist, die Gegebenheiten vor Ort ins Zentrum zu stellen, so ambitioniert sind auch die Aufgaben und Fristen (vor allem für die größeren Städte), damit möglichst bald Klarheit über die Wärmeoptionen besteht. Wie schätzen Sie die Zeitpläne ein? Wo sehen Sie Probleme und Engpässe?​

Juliane Kaspers: Einige Bundesländer, wie etwa Baden-Württemberg, sind ja diesbezüglich bereits einen Schritt weiter, dennoch bemerken wir, dass täglich Ausschreibungen von Kommunen veröffentlicht werden, die Unterstützung bei der kommunalen Wärmeplanung nachfragen. Damit wird es gerade überall eng mit den Kapazitäten. Dass alle Kommunen bis Mitte 2026 bzw. 2028 damit fertig sind, ist schon sportlich, aber eben auch notwendig, um nicht noch mehr wertvolle Zeit zu verlieren. Herausforderung ist oft bereits die Datenlage vor Ort. Darin liegt aber wahrscheinlich auch viel bislang ungenutztes Potential.​

BBH-Blog: Bis 2045, wenn Deutschland treibhausgasneutral sein soll, vergehen noch ein paar Jahre. Ein paar gute Energiespartipps für die nächsten 21 Winter schaden sicherlich nicht. Haben Sie einen für unsere Leser:innen? ​

Juliane Kaspers: Da bin ich als Rechtsanwältin die falsche Ansprechpartnerin. Ich glaube aber, dass man mit gesundem Menschenverstand und einem deutlich bewussteren Umgang mit Energie und Ressourcen generell schon sehr viel beitragen kann. Wer meint, hier noch Luft nach oben zu haben, findet dazu auch einige hilfreiche Tipps im Internet.

BBH-Blog: Sehr geehrte Frau Kaspers, herzlichen Dank für das Gespräch. Wir freuen uns auf die weitere Diskussion im Rahmen unserer KlimAKonferenz am 17.9.2024.

Hier finden Sie den Link zum Programm und hier geht es zur Anmeldung.

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