Marktraumumstellungen im Gasbereich – Wie teuer wird der Abschied vom L-Gas

(c) BBH
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Es heißt Abschied nehmen für weite Bereiche Deutschlands – Abschied vom niedrigkalorischen L-Gas. Grund dafür ist der im Netzentwicklungsplan Gas 2013 (NEP Gas 2013) veranschlagte Rückgang des L-Gas-Exports aus den Niederlanden nach der drastischen Senkung der Förderprognosen für das Groningen-Feld. Das hat erhebliche Auswirkungen auf die L-Gas-Versorgungssituation in Deutschland. In Norddeutschland sollen die ersten Umstellungen bereits ab 2016 vorgenommen werden. Aber auch im Westen Deutschlands sind ab 2018 sukzessive Umstellungen geplant – das heißt Hunderttausende von Hausanschlüssen müssen einzeln umgestellt werden. Nach Genehmigung des NEP Gas 2013 durch die Bundesnetzagentur (BNetzA) sollen diese Vorgaben verpflichtend gelten.

Ab 2016 im Norden und ab 2018 im Westen – der Abschied hört sich ja noch weit weg an. Aber ganz im Gegenteil: Der NEP Gas 2013 enthält bereits eine konkrete Liste mit Umstellungsgebieten und zeitlicher Indikation für die Umstellung. Ein Arbeitskreis der Fernleitungsnetzbetreiber und der deutschen Erdgasproduzenten entwickelt dazu ein Konzept für die Marktraumumstellung, das die wesentlichen Pflichten und Verantwortlichkeiten der Marktbeteiligten abbilden soll. Umgesetzt werden soll das dann schon in der KoV VI zum 1.10.2013 – erste Entwürfe der Regelungen kursieren bereits zwischen den Beteiligten.

Die entscheidenden Weichen für Organisation, Fristen, Verantwortlichkeiten und natürlich auch für die Frage, wer die Kosten trägt, werden also heute gestellt. Wer entscheidet überhaupt darüber, welche Netze wann und wie umgestellt werden? Wie kann ein Verteilnetzvertreiber selbst Einfluss auf seinen Umstellungstermin nehmen? Wer trägt die Kosten, die durch Organisation, Personal und Umstellung der einzelnen Anschlüsse vor Ort entstehen? Alles Fragen, die vor allem die Versorgungsnetzbetreiber betreffen. Sie sind schließlich die Hauptverantwortlichen bei der Umstellung ihres Netzes vor Ort. An der Ausgestaltung der Regelungen zu Marktraumumstellungen sind sie bislang aber nicht beteiligt. Daher gilt: Damit der Abschied vom L-Gas die Versorgungsnetzbetreiber am Ende nicht teuer zu stehen kommt, sollten sie bereits jetzt aktiv werden.

Ansprechpartner: Dr. Olaf Däuper/Dr. Erik Ahnis/Christian Thole

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