Großspeicher für die Energiewende
Die Großspeicherkapazitäten werden in Deutschland bis 2030 massiv anwachsen. Prognosen gehen von rund 26 GW Leistung und 52 GWh Kapazität bei Großspeichern aus. Dieser Ausbau ist eine direkte Antwort auf den wachsenden Anteil erneuerbarer Energien aus Solar- und Windkraft. Diese Erneuerbaren sorgen für eine nachhaltige Energieversorgung, bringen jedoch auch die Notwendigkeit mit sich, kurzfristige Schwankungen in der Stromerzeugung auszugleichen.
Großspeicher spielen in diesem Kontext eine entscheidende Rolle: Sie können überschüssigen Strom aus dem Netz aufnehmen und ihn bei Engpässen wieder abgeben. Dank ihrer hohen Flexibilität sind sie somit eine perfekte Ergänzung für die fluktuierende Einspeisung, die insbesondere bei stark wetterabhängigen Energiequellen ein zentraler Faktor ist. Darüber hinaus können Großspeicher wertvolle Systemdienstleistungen bereitstellen, die die Stabilität und Sicherheit des Übertragungsnetzes erhöhen – eine Anforderung, die für Netzbetreiber immer wichtiger wird, da die Stromversorgung zunehmend auf erneuerbaren und dezentralen Quellen basiert.
Großspeicher sind aufgrund dieser Flexibilität und dem Mehrwert für das Netz interessant für verschiedene Anwendungsfällen und Geschäftsmöglichkeiten und daher auch ein attraktives Investitionsziel für Stadtwerke, Energieversorger und Entwickler, die zunehmend versuchen, diese Speichertechnologien in ihre Geschäftsmodelle zu integrieren. Jedoch lassen sich Großspeicher weder besonders einfach realisieren noch erfolgreich betreiben. Die Betreiber müssen sorgfältig planen und benötigen zuverlässige Partner, die sowohl die technische als auch die wirtschaftliche Umsetzung effektiv unterstützen. Zudem ist ein durchdachter Ansatz notwendig, um den Speicher optimal zu steuern und im Tagesgeschäft einzusetzen. Nur so lässt sich die Funktionalität und Rentabilität langfristig sicherstellen – ein Aspekt, der bei vielen Projekten eine entscheidende Rolle spielt. Zudem sind die vielfältigen rechtlichen Vorgaben im Auge zu behalten: Dazu gehören Themen wie öffentlich-rechtliche Genehmigung, Netzanschluss, Baukostenzuschuss, Netzentgelte, Abgaben und Umlagen – und die Optimierungsmöglichkeiten. Darüber hinaus ist an die notwendigen Verträge und deren Ausgestaltung zu denken.
Drei Schritte bis zum Großspeicher – Erster Schritt: Planung und Entwicklung
Der erste Schritt beim Aufbau eines Großspeichers ist die Auswahl eines geeigneten Standorts. Optimalerweise liegt dieser Standort in der Nähe eines Umspannwerks, um die Anbindung effizient zu gestalten und Kosten zu minimieren. Zudem muss geklärt werden, ob das Grundstück gekauft oder gepachtet werden kann – eine grundlegende Voraussetzung, damit das Projekt erfolgreich verläuft.
Wenn der Standort dann gesichert ist, müssen Betreiber wichtige Formalitäten beachten: Der Netzanschlussantrag beim zuständigen Anschlussnetzbetreiber sowie ein Bauantrag oder eine Bauvoranfrage bei der zuständigen Behörde müssen gestellt werden. Dafür müssen erstmals die Dimensionen des Speichers in Bezug auf Leistung und Kapazität festgelegt werden, damit die Anforderungen an Netzanschluss und Baugenehmigung klar definiert werden können. Um zudem die Anforderungen des Netzanschlusses und die baurechtlichen Vorgaben optimal aufeinander abzustimmen, sollten sich die Betreiber frühzeitig mit dem Systemlieferanten oder möglichen EPC-Partner (Engineering, Procurement, and Construction) sowie einem Architekten abstimmen.
Ein weiterer entscheidender Faktor ist die zeitliche Koordination dieser Schritte: Der Netzanschluss sollte zeitgleich mit der Einreichung des Bauantrags reserviert werden, um dem Netzbetreiber die Sicherheit zu geben, dass das Projekt planmäßig umgesetzt wird und die Auswirkungen auf das Netz kalkulierbar bleiben. Diese frühzeitige und präzise Planung legt das Fundament für einen erfolgreichen Projektstart und minimiert das Risiko unerwarteter Verzögerungen.
Zweiter Schritt: Projektumsetzung
Sobald die Netzanschlusszusage und die Baugenehmigung vorliegen, sollte sich auf einen geeigneten EPC-Partner festgelegt werden. Dieser Partner plant und setzt als Generalunternehmer das gesamte Projekt um, einschließlich der Detailplanung, Auswahl und Koordination der Lieferanten sowie des Netzanschlusses, so dass er dem Auftraggeber einen „schlüsselfertigen“ Speicher bereitstellt. Er wird voll einsatzbereit übergeben und ist somit kein Entwicklungsrisiko für den Auftraggeber.
Den richtigen EPC-Partner auszuwählen, kann herausfordernd sein – dieser muss nicht nur die notwendige technische Kompetenz und Projekterfahrung besitzen, sondern auch ein starkes Netzwerk mit Lieferanten und Dienstleistern sowie idealerweise bestehende Rahmenverträge bieten. Diese Faktoren sind entscheidend für die termingerechte und kosteneffiziente Umsetzung des Projekts. Der Vertrag zwischen dem EPC-Partner und dem Auftraggeber sollte so gestaltet sein, dass finanzielle Risiken sowie eventuelle Verzögerungen fair und klar auf beide Parteien verteilt werden.
Parallel zur Planungs- und Bauphase ist zudem zu klären, wie die Investitionskosten finanziert werden. Hierfür sind eine klare Eigentümerstruktur, ein Betreiberkonzept sowie Verträge für den operativen Betrieb – einschließlich Wartung, Service, Betriebsführung und Versicherungen – erforderlich. Durch diese Struktur, begleitet durch Kostentransparenz und Absicherung, können Bank das Projekt realistisch bewerten die Finanzierung auf eine solide Basis stellen – das Projekt wie auch Risiken werden für alle Beteiligten kalkulierbar. Eine Herausforderung besteht dabei darin, dass die aufeinander abgestimmt sind und damit an den entscheidenden Stellen „sauber“ ineinandergreifen.
Dritter Schritt: Operativer Betrieb
Wenn der Großspeicher dann in Betrieb genommen wurde, verlagert sich der Fokus auf zwei zentrale Aspekte: die technische Wartung zur Sicherstellung einer hohen Verfügbarkeit und die Vermarktung der Speicherkapazität in den relevanten Energiemärkten, wie dem Spot- und Regelleistungsmarkt. Entscheidend ist das richtige Gleichgewicht zwischen maximaler Erlösgenerierung und der langfristigen technischen Belastung des Speichers: Die Nutzung im Markt beeinflusst die Anzahl der Lade- und Entladezyklen und damit auch die Degradation und Lebensdauer der Speicherzellen.
Die Vermarktungsstrategie selbst sollte sorgfältig auf das Risikoprofil des Eigentümers oder Betreibers abgestimmt sein und mit dem passenden Vermarktungspartner realisiert werden. Verschiedene Vermarktungsansätze bieten unterschiedliche Chancen und Risiken, und die Wahl des richtigen Vermarkters ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Ein erfahrener Vermarktungspartner, der Zugang zu den relevanten Märkten hat und das gewünschte Risikoprofil des Betreibers optimal umsetzen kann, schafft die Voraussetzung für eine langfristig nachhaltige und rentable Nutzung des Großspeichers. Durch eine strategische Vermarktung kann der Speicher nicht nur technisch effizient, sondern auch wirtschaftlich erfolgreich betrieben werden.
Zusammenfassung
Die Stadtwerke müssen die Errichtung und den Betrieb von Großspeichern präzise planen und mit kompetenten Partnern zusammenarbeiten. Alle Schritte strategisch müssen abgestimmt sein: Dazu gehören die Standortwahl und Sicherung des Netzanschlusses sowie die Auswahl eines zuverlässigen EPC-Partners und die Frage der Finanzierung. Nach der Inbetriebnahme stehen die technische Wartung und eine zielgerichtete strategische Vermarktung des Speichers im Mittelpunkt, um sowohl die Lebensdauer des Speichers als auch die Wirtschaftlichkeit zu maximieren. Ein erfahrener Partner, der nicht nur die technischen, sondern auch die operativen und kommerziellen Herausforderungen versteht, ist dabei unverzichtbar, um das Projekt nachhaltig und profitabel zu gestalten.
Wenn Sie Interesse an dem Thema haben, besuchen Sie gerne unser Webinar “Großbatteriespeicher” am 10.12.2024 von 9 bis 13 Uhr, in dem der Planungsprozess zur Auswahl und zur Implementierung eines Speichers als auch Aspekte der möglichen Vermarktung und rechtliche Rahmenbedingungen vertieft in den Blick genommen werden.
Ansprechpartner:innen: Jens Vollprecht/Matthias Puffe/Christoph Lamy/Dr. Mira Wälde