Vertreterin der EIB Gruppe in Deutschland: Heike Freimuth

Interviewreihe: Heike Freimuth, Vertreterin der EIB Gruppe Deutschland

Am 21.5.2025 findet die BBH-Jahreskonferenz in der Französischen Friedrichstadtkirche in Berlin statt. Im Mittelpunkt steht das Thema „Standortfaktor Energie“, welches auch Fragen nach Energiekosten, Energieversorgung, die Energieinfrastruktur aber auch die damit verbundene Bürokratie beinhaltet.

Zu den Teilnehmer:innen gehören Entscheider:innen aus Politik, Wirtschaft und Verbänden – und mit eben diesen Impulsgeber:innen haben wir im Vorfeld Interviews geführt, die wir an dieser Stelle veröffentlichen werden. Die Interviewreihe setzen wir heute mit Heike Freimuth, Vertreterin der EIB Gruppe Deutschland, fort.

BBH-Blog: Im Titel unserer Konferenz verknüpfen wir ganz selbstverständlich das Thema Energie mit der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands. Wie stellt sich die Energiefrage für Sie ganz direkt?

Heike Freimuth: Deutschland ist ein Industrieland und ein Motor für Europas Wirtschaft. Wichtige Industriezweige wie die Automobilindustrie, der Maschinenanlagenbau oder auch die chemische Industrie sind sehr energieintensiv. Dazu werden mehr und mehr Rechenzentren kommen, die wichtig sind für den Ausbau von Digitalisierung und KI. Insofern ist der Zugang zu bezahlbarer Energie entscheidend für unsere Wettbewerbsfähigkeit.

Der Ausbau der erneuerbaren Energien im Rahmen der Energiewende, beschleunigt durch den Wegfall von günstigem Gas aus Russland hat sich inzwischen erfreulich beschleunigt. Allerdings sind wir noch nicht am Ziel und haben dazu die Herausforderung, dass die grüne Energie nicht überall da generiert wird, wo unsere Industrie sie benötigt. Deshalb ist der Netzausbau kritisch. Der sollte aber so smart und effizient wie möglich stattfinden, damit er nicht noch stärker den Strompreis belastet.

BBH-Blog: Was ist aus Ihrer Sicht die wichtigste Maßnahme, die die nächste Regierung zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands ergreifen muss?

Heike Freimuth: Ich sehe einige wichtige Maßnahmen, die erfreulicherweise im Koalitionsvertrag stehen: eine geplante Entlastung beim Industriestrompreis und eine stärkere Ausrichtung des Netzausbaus an den tatsächlichen Bedarfen, der Bürokratieabbau, Ausbau der Digitalisierung und nicht zu vergessen natürlich die überfälligen Investitionen in unsere Infrastruktur. Die zukünftige Bundesregierung wird in all diesen Bereichen Weichen stellen und möglichst zeitnah erste Ergebnisse erzielen müssen. Unsere Unternehmen benötigen vor allem eins: Planungssicherheit! Und wenn aus Deutschland positive Signale kommen, dann hat das auch einen positiven Effekt auf andere EU-Mitgliedsstaaten.

BBH-Blog: Wie können und sollen wir die finanziellen Mittel aktivieren, die für die dringenden Investitionen in die Energie- und sonstige Infrastruktur nötig sind?

Heike Freimuth: Mit den 500 Milliarden Euro Sondervermögen für zusätzliche Investitionen in Infrastruktur hat man sich Handlungsspielraum geschaffen. Allerdings sind diese Mittel ja bei weitem nicht ausreichend angesichts der Bedarfe in Bund und Ländern und sollten deshalb so effizient wie möglich verwendet werden. Das erfordert zum einen eine entsprechende Priorisierung und Strukturierung sowie eine möglichst große Hebelung dieser Mittel, sprich die Mobilisierung von Kapital. Für die EIB ist das Kerngeschäft. Jeder Euro, den wir hier in Deutschland investieren, mobilisiert das Fünffache an Investitionen.  

BBH-Blog: Sehr geehrte Frau Freimuth, herzlichen Dank für das Gespräch. Wir freuen uns auf die weitere Diskussion im Rahmen unserer Jahreskonferenz am 21. Mai 2025.

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