Forderungsmanagement zur Liquiditätssicherung: Energieversorgungsunternehmen sollten sich vorbereiten

Wegen der stark steigenden Energiepreise und der weiter hohen Inflation drohen den deutschen Energieversorgungsunternehmen Zahlungsausfälle, die je nach Kundenzahl in die Millionen Euro gehen können. Sie haben das Potential, Unternehmen ins Straucheln oder sogar in Insolvenzgefahr zu bringen. Bereits die Corona-Pandemie hatte hier ihren Tribut gefordert. Das Forderungsmanagement steht somit vor großen Herausforderungen, auf die Unternehmen sich bestmöglich vorbereiten sollten.

Steigende Belastungen

Im Tagesgeschäft stellen vor allem die hohen Handelspreise als Folge der Gaskrise die Energieversorgungsunternehmen vor besondere Herausforderungen. Dabei geht es um die Frage, wann Mengen beschafft werden können bzw. wo diese überhaupt herzubekommen sind. Daneben treibt die Branche die berechtigte Sorge um, dass es wegen der erheblich höheren Kosten auf Letztverbraucherseite deutlich mehr Zahlungsausfälle geben wird. Ab Oktober wird sich die Lage zusätzlich verschärfen. Zu den ohnehin fälligen Nachzahlungen für Millionen Gaskunden und zu steigenden monatlichen Abschlägen kommt dann die Gasumlage hinzu. Sie wird – wie man zwischenzeitlich weiß – 2,419 Cent pro Kilowattstunde betragen und für sehr viele Verbraucher – neben den seit Monaten stark steigenden Verbraucherpreisen – zu einer weiteren großen Belastung führen.

Damit nicht genug: Konkrete Pläne des Gesetzgebers sehen vor, dass Gas- und Stromsperren gänzlich ausgesetzt werden sollen. Das klassische Druckmittel des Zurückbehaltungsrechts gegenüber säumigen Kunden würde damit entfallen.

Herausforderungen mit vorausschauendem Forderungsmanagement begegnen

Hilfreich wäre es in dieser Situation, wenn die Versorger die Gaspreise wenigstens „auf ein angemessenes Niveau“ erhöhen und auf diese Weise die höheren Beschaffungskosten an Privatleute und Unternehmen trotz bestehender Verträge weiterreichen könnten. Das Ausrufen der Alarmstufe auf dem Gasmarkt hat für diesen Schritt zwar den Weg geebnet, bis es aber so weit ist, müsste die Bundesnetzagentur die Preisanpassungsklausel erst aktivieren, was bislang allerdings offen ist.

Das Forderungsmanagement eines jeden Energieversorgungsunternehmens steht somit vor enormen Herausforderungen. Auf diese gilt es, bestmöglich vorbereitet zu sein und bereits jetzt die entsprechenden Vorkehrungen zu treffen.

Es ist absehbar, dass die Anzahl der Vorgänge mit säumigen Privat- und Geschäftskunden in den kommenden Monaten spürbar steigen wird. Ebenso ist absehbar, dass das Gesamtvolumen der offenen Posten entsprechend zunehmen wird. Auch einzelne Vorgänge können dabei von erheblichem Gewicht sein, da die Höhe der jeweils ausstehenden Salden bei vielen Kunden voraussichtlich höher sein wird, als dies bislang der Fall ist bzw. war.

Um die eigene Liquidität sicherzustellen, wird es also mehr denn je wichtig sein, schnell und effizient Lösungen für jeden Einzelfall eines säumigen Kunden zu finden. Sollten Strom- und Gassperren vorübergehend nicht möglich sein, ist auch dies bei der eigenen Strategie zu berücksichtigen.

Ansprechpartner*innen: Nils Langeloh/Markus Ladenburger/Steffen Lux

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