Die Fernwärme-Preistransparenzplattform geht online

Am 17.5.2024 wurde die Fernwärme-Preistransparenzplattform von den Verbänden AGFW, BDEW und VKU ins Leben gerufen. Die Plattform, erreichbar unter www.waermepreise.info, zielt darauf ab, Verbraucherinnen und Verbrauchern eine transparente Übersicht über die Preise verschiedener Fernwärmeanbieter zu bieten. Die Veröffentlichung reagiert unter anderem auf Bestrebungen der Politik, das Vertrauen in die Fernwärme zu stärken. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck forderte Anfang des Jahres mehr Transparenz und einen „fairen Umgang“ miteinander, zumal die aktuelle Monopolstellung der Fernwärmeproduzenten sowie die undurchsichtige Preisbildung die Akzeptanz der Fernwärme bei Endkunden mindere. Gleichzeitig bleibt der Ausbau der Wärmenetze politisches Ziel.

Zur Eröffnung deckt die Plattform bereits rund die Hälfte des deutschen Marktes ab. Aktuell werden rund 15 Prozent aller Haushalte zentral mit Wärme versorgt. Dezentrale Versorgungsvarianten bleiben in dieser Betrachtung außen vor, obwohl sie den Großteil des Wärmemarktes ausmachen. Die Gründer planen jedoch, die Plattform kontinuierlich zu erweitern, um eine noch umfassendere Abdeckung zu erreichen. Ein wesentliches Ziel der Plattform ist es, das Verständnis für die Preisbildung bei Fernwärme zu erhöhen und so die Akzeptanz der Wärmewende zu stärken. Gerade die Fernwärme spielt eine zentrale Rolle in einer klimaneutralen Beheizungsstruktur bis 2045.

Darüber hinaus arbeitet die Branche an weiteren Maßnahmen wie der Teilnahme an der Universalschlichtungsstelle des Bundes und der verbraucherfreundlicheren Darstellung von Preisgleitklauseln.

Was wird veröffentlicht?

Die Plattform bietet eine Preisübersicht der Fernwärme für drei typische Kundenfälle: ein Einfamilienhaus, ein Mehrfamilienhaus und die Versorgung eines kleinen Industriebetriebs. Neben der Preisübersicht in Form von Mischpreisen gibt die Plattform auch Auskunft über den Anpassungszyklus für die Fernwärmepreise, die Netzgröße (installierte Leistung), Netzverluste, die eingesetzten Energieträger, den Anteil erneuerbarer und klimaneutraler Energieträger, den Anteil von Kraft-Wärme-Kopplung und den Primärenergiefaktor. Diese umfassenden Informationen sollen den Verbrauchern helfen, die Preisunterschiede besser zu verstehen, und orientieren sich an den Anforderungen der Verordnung über die Verbrauchserfassung und Abrechnung bei der Versorgung mit Fernwärme oder Fernkälte (FFVAV) und der Verordnung über Allgemeine Bedingungen für die Versorgung mit Fernwärme (AVBFernwärmeV).

Bei den veröffentlichten Preisangaben handelt es sich aber in erster Linie um eine Mischpreisbetrachtung ohne die Berücksichtigung von eventuell anfallenden Preisbestandteilen, wie zum Beispiel Hausanschlusskosten oder Baukostenzuschüssen.

Trotz der Unterschiede aufgrund lokaler Begebenheiten sind Fernwärmeanbieter gesetzlich an eine angemessene Preissetzung gebunden und unterliegen der strengen Aufsicht der Bundes- und Landeskartellbehörden, die sicherstellen, dass die Preise fair und transparent gestaltet werden.

Wem nutzt die neue Plattform?

Die Veröffentlichung der Fernwärme-Preistransparenzplattform bringt sowohl Verbrauchern als auch der Branche erhebliche Vorteile. Durch die transparente Darstellung der Preise und die Erläuterung der preisbestimmenden Faktoren wird Verbrauchern ein besseres Verständnis für die Preisgestaltung bei Fernwärme möglich. So können sie einfacher selbst Entscheidungen treffen, zumal sie nun Zugang zu detaillierten Informationen haben, die bisher nur mit erheblichem Mehraufwand zugänglich waren.

Bereits in den vergangenen Jahren hat der AGFW Preisabfragen hinsichtlich des Fernwärmepreisniveaus seiner Mitgliedsunternehmen veröffentlicht. Diese werden durch die Preistransparenzplattform erheblich erweitert, sodass auch außerhalb der bisherigen Veröffentlichungsintervalle Preisentwicklungen nachvollziehbar werden. Durch die zentralisierte Veröffentlichung der Fernwärmepreise und aller damit in Verbindung stehender Zusatzinformationen ergeben sich weitreichende Möglichkeiten, technische und ökonomische Aspekte deutschlandweit zu vergleichen. Versorger mit Fernwärmepreisen werden hier voraussichtlich mit mehr Kundenanfragen zu rechnen haben, sofern sich daraus Unplausibilitäten im Verhältnis zu den weiteren veröffentlichten Informationen ergeben. Da die Plattform ausschließlich die Fernwärmebranche betrachtet, bleibt spannend, wie die dargestellten Preise gegenüber alternativen Versorgungsvarianten in einem Heizkostenvergleich eingeordnet werden können. Da aber nun die Plattform gestartet ist, werden sich in jedem Fall wohl alle Versorger die Frage stellen müssen, wie sie sich hier einordnen und dies mit den unternehmerischen Zielen vereinbar ist.

Ansprechpartner*innen BBHC: Marcel Malcher/Roland Monjau/Felix Hoppe

Ansprechpartner*innen BBH: Stefan Wollschläger/Ulf Jacobshagen/Juliane Kaspers/Jakob Fleischmann

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