Windenergie 2017 – Ein Ausblick

(c) BBH

Ein ereignisreiches Jahr für die Windenergiebranche liegt vor uns: Alle Marktteilnehmer sind nunmehr regelmäßig dem Ausschreibungsverfahren unterworfen. Niemand kann absehen, ob und wann die maximal möglichen Gebotswerte von Marktteilnehmern unterschritten werden und sich damit die Marktbedingungen schlagartig verändern. Für das ein oder andere Projekt dürfte bereits jetzt der Wert von 7 Cent je kWh eine erhebliche Herausforderung darstellen, da viele Projektverträge nicht so ausgestaltet wurden, dass geringere Vergütungen unter dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) eins zu eins an den Vertragspartner durchgestellt werden können. Hier liegt sicherlich eine nicht zu unterschätzende Aufgabe, Projektverträge künftig so zu gestalten, dass stabile Cash-Flows auch künftig Markenzeichen der Projekte bleiben.

Völlig offen ist weiterhin, mit welchen Erwartungen an die Eigenkapitalverzinsung die Beteiligten am Ausschreibungsverfahren in das Rennen gehen werden. In einer Phase dauerhaft extrem niedriger Zinsen steigt die Bereitschaft, auch außerhalb der Immobilienwirtschaft riskantere Anlageprodukte mit einer niedrigen Eigenkapitalverzinsung zu akzeptieren. Werden diese Marktteilnehmer das Bieterverhalten nachhaltig beeinflussen?

Welche Rolle werden die Bürgerenergiegesellschaften spielen, denen ein Zuschlag im Verfahren gesetzgeberisch quasi garantiert ist? Werden diese teilweise mit einem „Null-Angebot“ an den Start gehen, da sie sich sicher sind, dass das höchste noch bezuschlagte Gebot auch für ihr Projekt ausreichend ist? Steht ein Boom der Bürgerenergiegesellschaften bevor trotz der nochmals im Dezember geänderten gesetzlichen Rahmenbedingungen?

Werden die Stadtwerke eine aktive Rolle spielen? Immerhin müssen Bürgerenergiegesellschaft zwingend der Kommune oder ihrer Tochtergesellschaft, also typischerweise dem Stadtwerk, ein Beteiligungsangebot unterbreiten.

Welche Rolle werden die Netzausbaugebiete in diesem Markt spielen?

Die vielen Fragen zeigen: Selten war ein Blick auch in die nahe Zukunft so schwierig. Dennoch bleiben alte Wahrheiten erhalten: Die Windenergie ist die Erneuerbare Energie in der Bundesrepublik, die weiter ausgebaut werden wird.

Kapital ist reichlich vorhanden, das dringend auf Anlagemöglichkeiten angewiesen ist. Der gedrosselte Zubau in den kommenden Jahren im Bereich Windenergie wird zusätzlich erheblichen Druck auf die Kreditwirtschaft ausüben, so dass hier auch künftig sehr günstige Finanzierungen am Markt sein werden.

In diesem Sinne bleibt auch 2017 ein spannendes Windjahr, was allen Marktteilnehmern hohe Prognosefähigkeiten und wohl auch das notwendige Quäntchen Glück abverlangt.

Ansprechpartner: Dr. Martin Altrock/Wolfram von Blumenthal/Jens Vollprecht

Share
Weiterlesen

22 Juli

Der BBH-Blog verabschiedet sich in die Sommerpause

Den Beginn der parlamentarischen Sommerpause nehmen wir bekanntlich gerne als Anlass, den aktuellen „Wasserstand“ abzulesen sowie einen kurzen Blick in die Zukunft, sprich die zweite Hälfte des Jahres zu werfen – also auf das, was auf die politischen Entscheider*innen und...

21 Juli

„Klimaneutralität“ und Kompensationszahlungen: Anforderungen der europäischen Anti-„Greenwashing“-Richtlinie

Die Anforderungen an Werbung mit umweltbezogenen Aussagen steigen. Erst am 27.6.2024 hatte der Bundesgerichtshof im „Katjes“-Urteil (Az.: I ZR 98/23) strenge Maßstäbe für die Werbung mit dem Begriff „klimaneutral“ formuliert. Die europäische Anti-„Greenwashing“-Richtlinie könnte die Regeln für das Werben mit...