Corona und die Zahlungsmoral (Teil 2): Ausfallrisiko bei Forderungen steigt

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Die Corona-Pandemie hat ihre Spuren hinterlassen – in vielerlei Hinsicht. So hat sich die durchschnittliche Verzugsdauer von Schuldnern stark erhöht (wir berichteten). Insbesondere das Zahlungsverhalten von Unternehmen hat sich während dieser Zeit stark verschlechtert: Die durchschnittliche Verzugsdauer ist so hoch wie seit Jahren nicht mehr. Auch die Höhe der durchschnittlich offenen Forderungen steigt.

Dies gilt vorrangig für die Branchen, die von der Corona-Pandemie unmittelbar betroffen waren, aber eben nicht nur. Der Liquiditätsdruck in Unternehmen ist aktuell insgesamt hoch. Er steigt damit aber auch auf Seiten der Gläubiger, da Ausfallrisiken bestehen.

Die drohende Gefahr von Insolvenzen verschärft die Situation. Bislang haben staatliche Maßnahmen dies vermeiden können. Die Zahl der Insolvenzen ist aktuell sogar rückläufig, was aber insbesondere an der Aussetzung der Insolvenzantragspflicht bis Ende September 2020 liegt. Das Bundesjustizministerium (BMJV) spielt aktuell sogar mit dem Gedanken, die Insolvenzantragspflicht für überschuldete Unternehmen noch bis Ende März 2021 auszusetzen, um diesen Zeit zu geben, sich durch das wieder erholende Wirtschaftsgeschehen oder staatliche Hilfsangebote zu sanieren. Die verlängerte Aussetzung soll allerdings nur für Unternehmen gelten, die überschuldet, aber nicht zahlungsunfähig sind.

Für die Gläubiger droht damit aber weiterhin Ungemach. Ein Vertragspartner muss sich darauf verlassen können, dass sein Gegenüber zahlungsfähig ist und seine Zusagen einhalten kann. Dieses Vertrauen leidet, wenn eine an sich notwendige Insolvenzantragstellung nur deshalb unterbleibt, weil die entsprechende Verpflichtung aktuell suspendiert ist.

Mehr denn je ist ein professionelles Forderungsmanagement unerlässlich. Ein effektives Mahnwesen und eine nachhaltige Forderungsrealisierung können nicht nur Ausfall- und Anfechtungsrisiken senken. Sie sichern auch die eigene Liquidität.

Ansprechpartner: Nils Langeloh/Markus Ladenburger/Steffen Lux

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