Nach der Krise ist vor der Krise: Corona und die Zahlungsmoral
In der größten Krise seit dem Zusammenbruch der Finanzindustrie deuten die Zeichen derzeit vorsichtig auf Entspannung hin. Nach Einschätzung des Instituts für Weltwirtschaft (IfW Kiel) habe die Wirtschaft nach Ausbruch der Corona-Pandemie die Talsohle durchschritten und die Zuversicht in den Chefetagen deutscher Unternehmen nehme zu.
Doch abseits des Rampenlichts braut sich eine weitere Krise zusammen.
Die aktuelle Sonderauswertung des Debitorenregisters Deutschland (DRD) zeigt, dass sich die durchschnittliche Verzugsdauer von Schuldnern durch die Coronapandemie stark erhöht hat. Lag diese beispielsweise in der Branche der Beherbergungs-Dienstleistungen im März 2020 bei 16,48 Tagen, erfolgte bereits im Juni 2020 ein Anstieg auf 22,27 Tage. Aber nicht nur das Zahlungsverhalten der Schuldner hat sich durch die Krise verändert, auch die von den Gläubigern eingeräumten Zahlungsziele haben sich durch die Krise verlängert. Ein gewisses Entgegenkommen mag sicher der richtige Weg gewesen sein. Doch in der Phase der (relativen) wirtschaftlichen Erholung ist es wichtig, dass Zahlungen pünktlich erfolgen. Sie schaffen Liquidität und stellen langfristig die Existenz sicher. Zahlungsverzug kann den Gläubigern also teuer zu stehen kommen.
Auch die eigene Liquidität sichern
Die drohende Gefahr von Insolvenzen verschärft die Lage noch. Dennoch sollten Gläubiger die Situation der Kunden im Blick haben und berücksichtigen. Gerade diejenigen, die sich auf das bis Ende Juni 2020 geltende Leistungsverweigerungsrecht berufen haben (wir berichteten) oder denen bedingt durch die Corona-Pandemie Stundungen gewährt wurden, könnten nun Schwierigkeiten haben, neben den laufenden Verbindlichkeiten auch die bislang verweigerten (Alt-)Forderungen zu begleichen. Viele haben unter Einnahmeausfällen zu leiden, sei es aufgrund von Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit oder Umsatzeinbrüchen, Produktionsrückgängen und Betriebsstilllegungen. Staatliche Gegenmaßnahmen konnten bislang zwar flächendeckende Insolvenzen vermeiden. Sobald aber die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht im September 2020 aufgehoben wird, droht der Wirtschaft eine Pleitewelle.
Gerade in dieser Situation ist ein professionelles Forderungsmanagement unerlässlich. Ein effektives Mahnwesen kann nicht nur Ausfall- und Insolvenzanfechtungsrisiken senken. Es sichert auch die eigene Liquidität.
Ansprechpartner: Nils Langeloh/Markus Ladenburger/Steffen Lux