Können Unternehmen in Compliance-Fragen von Bundestrainer Jogi Löw lernen?

(c) BBH
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Der ersehnte vierte Stern ist endlich da! Ein wesentlicher Grund für den Weltmeistertitel war, dass die deutsche Mannschaft personell so variabel ist. Sowohl offensiv als auch defensiv konnte der Bundestrainer verschiedene Spieler auf unterschiedlichen Positionen aufstellen und sich durch eine flexible Taktik den Anforderungen des Spiels und jeweiligen Gegners anpassen.

Besonders deutlich wurde dies bei der Position, die Kapitän Philipp Lahm im Laufe des Turniers spielte. Zu Turnierbeginn wurde er noch im defensiven Mittelfeld eingesetzt, um mit Jerome Boateng einen zweikampfstarken und körperlich robusteren Außenverteidiger aufzubieten, der sich etwa um den Portugiesen Cristiano Ronaldo kümmern sollte. Als dann in den KO-Spielen auf der Außenverteidigerposition andere Qualitäten gefragt waren und ein offensivstärkerer Spieler benötigt wurde, wechselte Lahm aus dem Mittelfeld wieder zurück auf seine angestammte Position. Das Zauberwort lautet also Personalrotation.

Und damit ist auch der Bogen zur in der Überschrift gestellten Frage geschlossen: Personalrotation ist ein wesentliches Element eines funktionierenden Compliance-Management-Systems, um sich gegen die Gefahren möglicher Rechtsverstöße effektiv zu wappnen. Insbesondere für korruptionsanfällige Bereiche, also vor allem die Vergabe öffentlicher Aufträge durch kommunale Unternehmen, ist die Rotation von Mitarbeitern ein sinnvoller Baustein. So können bestimmte Mitarbeiter aus vertrauten Arbeitsbeziehungen herausgelöst werden, damit es gar nicht erst dazu kommt, dass sie den Verlockungen der Korrumpierbarkeit erliegen. Wenn einem Mitarbeiter von Beginn an bewusst ist, dass er nur in einem begrenzten Zeitraum mit der Erledigung der Aufgaben betraut ist und der Nachfolger Unregelmäßigkeiten leicht aufdecken kann, ist die Versuchung geringer, bestehende Regeln zu brechen. Aus diesem Grund sollten Unternehmensführungen durchaus darüber nachdenken, ob sie das Löw´sche Prinzip der Personalrotation nicht auch dauerhaft in die eigene Unternehmensorganisation einbauen.

Ansprechpartner: Prof. Dr. Ines Zenke/Dr. Christian Dessau

PS: Wenn Sie dieses Thema interessiert, dann schauen Sie gern hier.

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