Trend zur Photovoltaik

(c) BBH
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Jeder weiß, dass der Gesamtzubau an Photovoltaik (PV) in Deutschland in den letzten Jahren abgenommen hat. Was nicht jeder weiß: PV-Anlagen im Privatkundensegment (bis 10 kW) sind und bleiben beliebter als je zuvor. Verursacht wird die hohe Nachfrage unter anderem durch die neuen Förderungsmöglichkeiten der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), die am 1.3.2016 verlängert worden sind. Zusätzlich erhält der Privat-Erzeuger durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) eine Einspeisevergütung, das heißt es wird vom jeweiligen Netzbetreibern für die Einspeisung regenerativ erzeugten Stroms in das allgemeine Stromnetz eine Vergütung gezahlt.

Vor allem aber hilft dem Absatz im Privatsegment auf die Sprünge, dass PV-Anlagen und Stromspeicher immer billiger werden. Die International Renewable Energy Agency (IRENA) (eine internationale Regierungsorganisation, die sich für den Einsatz und Erhalt der Erneuerbaren Energien einsetzt) prophezeit, dass die Kosten für PV-Anlagen bei entsprechend günstigen rechtlichen Rahmenbedingungen in den nächsten 10 Jahren um 59 Prozent sinken werden. Im 3. Quartal 2016 kostet eine PV-Anlage durchschnittlich 1.200 Euro/kW. Noch im Jahr 2006 mussten mindestens 5.000 Euro/kW investiert werden. Ein Privathaus kann bereits ab 2,5 kW wirtschaftlich sein, was nach der derzeitigen Preissituation einmaligen Anschaffungskosten in Höhe von ca. 3.000 Euro entspräche. Dahingegen mussten nach der Marktpreissituation 2006 für ein identisches Haus (2,5 kW), 12.500 Euro investiert werden.

Hauptgrund für die rapide Preissenkung sind die weltweit sinkenden Produktionskosten für PV-Module. Dem Branchenanalysenunternehmen Information Handling Service (IHS) zufolge lagen die Produktionskosten für Module chinesischer Herstellung im Jahr 2012 noch bei 0,72 Dollar/W. Heutzutage ist der Preis bereits auf 0,47 Dollar/W gesunken, eine Ersparnis von 35 Prozent. Europäische und japanische Hersteller konnten die Produktionskosten seit 2012 sogar um 47 Prozent senken. Auch die Preise für Batteriespeichersysteme haben sich in den letzten 2 Jahren um mehr als 30 Prozent reduziert. Lagen die Preise 2012 pro Kilowattstunde noch knapp unter 8oo US-Dollar, so fielen sie bereits im Jahr 2015 auf ca. 220 US-Dollar/kWh. Durch Skaleneffekte erwarten Experten eine anhaltende Preis-Degression von ca. 22 Prozent pro Jahr.

Die durchschnittlichen Stromgestehungskosten (Kosten, die für die Erzeugung von Strom durch Erneuerbare Energie auftreten) werden sich laut IRENA langfristig bei etwa 5 bis 6 US-Dollarcent pro Kilowattstunde weltweit einpendeln.

Neben der PV-Förderung und den sinkenden Kosten für private Anlagen lassen auch die stetig steigenden Strompreise und der damit verbundene Wunsch nach Energieunabhängigkeit die Anzahl der Privatinstallationen weiter anwachsen.

Der Wunsch nach einer autarken Energieversorgung geht bei vielen Verbrauchern einher mit dem Bedürfnis, den eigenerzeugten Strom auch komplett selbst zu verbrauchen. In einer Befragung des Marktforschungsinstitutes TNS Emnid wurden zwischen März und April 2016 mehr als 2.000 Bundesbürger interviewt. Dabei gaben 94 Prozent der Befragten an, eine Speicherung von Solarstrom für den privaten Bedarf zu befürworten. Das Ergebnis unterstreicht das enorme Marktpotenzial für Solarspeicher in Deutschland.

Eine Studie von Roland Berger sagt voraus, dass im Jahr 2030 Photovoltaik ca. 12 Prozent des Strombedarfs decken wird. In Deutschland stünden der Studie zufolge theoretisch ausreichend Dach- und Fassadenflächen zu Verfügung, um 300 bis 400 GW Photovoltaik-Leistung zu installieren. Auch die Industrie hat diesen Trend für sich erkannt und arbeitet intensiv an neuen effizienten Technologien. Derzeit halten Experten speziell die Lithium-Speicher-Technologie sowohl aus wirtschaftlicher Sicht als auch aus Gründen der Speicher-Effizienz für zukunftsweisend. Darüber hinaus benötigen Lithium-Speicher weniger Platz als herkömmliche Blei-Batterien.

Verschiedene Energiekonzerne bieten mittlerweile in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Herstellern Speichersysteme für Privathaushalte an. Auch Automobilhersteller wie Tesla Motors und die Mercedes Benz AG haben dieses innovative Geschäftsmodell für sich entdeckt.

Das Thema zukunftsfähiger dezentraler Erzeugungsmodelle und Speichertechniken als Angebot für Endkunden ist besonders auch für Stadtwerke interessant. So ist die Becker Büttner Held Consulting AG dabei, unter dem Namen EDL-Partner gemeinsam mit interessierten Stadtwerken eine Plattform für Energiedienstleistungen zu schaffen. Diese Plattform soll den beteiligten Partnern die Möglichkeit geben, die Trends im Energiemarkt für sich und ihre Kunden gewinnbringend umzusetzen.

Ansprechpartner Energiedienstleistungen: Marcel Malcher

Ansprechpartner EEG: Dr. Martin Altrock/Jens Vollprecht

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