Emissionshandel: Von Verknappung, Kostensteigerung, Wärmepreisen und mehr
Schon seit langem ist bekannt: Im Emissionshandel wird es spätestens in der 3. Handelsperiode 2013 bis 2020 eng. Für die Stromerzeugung gibt es (bis auf wenige Ausnahmen in einigen Mitgliedstaaten der EU) keinerlei kostenlose Zertifikate mehr. Nur noch die Industrie und Wärmeerzeuger erhalten (noch) eine kostenlose Zuteilung. Aber auch sie müssen sich darauf einstellen, dass sich Zertifikatemenge deutlich verknappt.
Jetzt kommen neue Hiobsbotschaften aus Europa: Es gebe einen Zertifikateüberschuss von mehreren Millionen; die Zertifikatemenge müsse weiter sinken. Diskutiert werden an dieser Stelle zwei Dinge: Zum einen wird die Stilllegung von CO2-Zertifikaten erörtert. Im Gespräch sind hier rund 1,4 Mrd. Zertifikate, die im Rahmen des so genannten Set-Aside aus dem Emissionshandelssystem genommen werden sollen. Umweltausschuss und Industrieausschuss des EU-Parlaments finden das gut und haben dem schon zugestimmt. Das EU-Parlament selbst wird hierüber voraussichtlich am 17.4.2012 entscheiden. Zum anderen wird erwogen, den jährlichen Reduktionsfaktor anzupassen. Bislang sollte die Gesamtzertifikatemenge jährlich um 1,74 Prozent sinken. Nun wird eine Kürzung um jährlich sogar 2,25 % diskutiert.
Absehbar ist, dass dies nicht ohne Auswirkungen auf den Zertifikatepreis und die Kosten bleiben wird – sowohl auf Unternehmens- als auch auf Verbraucherseite. Viele Unternehmen werden tief in die Tasche greifen müssen, um ihren Zukaufbedarf zu decken. Die Weitergabe (zumindest eines Teils) der Mehrkosten an den Endverbraucher wird damit unumgänglich werden. Viele Industrie- und Fernwärmelieferverträge sehen bereits entsprechende Preisklauseln vor. Manch einer wird hier noch ergänzen müssen. In Zukunft wird es bei solchen Versorgern, die dem Emissionshandel unterfallen, wohl kaum noch einen Vertrag geben, dessen Preisblatt keine Klausel zur Weitergabe der Mehrkosten, die durch den Zertifikatezukauf entstehen, aufweist. Auch Bestandskunden müssen sich darauf einstellen, dass die Versorger ihre Preisblätter an dieser Stelle anpassen. Ein klarer Fall von Lastenverteilung.
Ansprechpartner: Prof. Dr. Ines Zenke/Stefan Wollschläger/Carsten Telschow