Energieversorgung mal anders: das weltweit erste schwimmende Flüssiggaskraftwerk im Hamburger Hafen geht in Betrieb

(c) BBH
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Schiffe, die im Hamburger Hafen ankern, dürfen seit dem 1.1.2010 keine Kraftstoffe mit mehr als 0,1 Prozent Schwefelgehalt verwenden (wir berichteten). Eine Ausnahme gilt unter anderem dann, wenn das Schiff alle Motoren abschaltet und seinen Strom von Land bezieht. Da diese externe Stromversorgung sowohl auf dem Schiff als auch im Hafen entsprechende Vorrichtungen voraussetzt, ist dieser Fall in der Praxis noch extrem selten.

Doch jetzt gibt es eine Lösung für dieses Problem. Ein Pilotprojekt ist die Kraftwerksbarge „Hummel“ des Unternehmens Becker Marine Systems, die Kreuzfahrtschiffe im Hamburger Hafen umweltschonend mit Strom aus Flüssigerdgas versorgt. Dabei entstehen, anders als bei herkömmlichem Marinediesel mit 0,1 Prozent Schwefelanteil oder mehr, keine Schwefeloxide und keine Rußpartikel. Das brachte der Anlage auch den am 29.5.2015 verliehenen GreenTec Award in der Kategorie „Reise“. Diese Inselversorgung hat sogar gegenüber einer landseitigen Stromversorgung zwei wesentliche Vorteile: Sie ist mobil und vermeidet wesentliche Preisbestandteile leitungsgebundenen Stroms, wie Netzentgelte und mit den Netzentgelten weiterbelastete Umlagen.

Rechtlich und regulatorisch ist die „Hummel“ ebenso einmalig, haben doch alle einschlägigen gesetzlichen Vorgaben für die Stromerzeugung klassische (ortsfeste) Anlagenmodelle im Blick. Die betroffenen Behörden und Marktpartner haben mit dem nötigen Fingerspitzengefühl dafür gesorgt, dass die „Hummel“ als schwimmende Stromerzeugungsanlage am 30.5.2015 weltweit das erste Mal ein Kreuzfahrtschiff extern mit Strom versorgen konnte und durfte.

Insgesamt zeigt das Konzept aber, dass in einer Energiewelt, die sich der Wende verschrieben hat und sich zunehmend dezentral orientiert, der Fantasie bei Anlagentechnik und Einsatzmöglichkeiten kaum noch Grenzen gesetzt sind. Die Energiewirtschaft muss sich daher jetzt die Frage stellen, wie gut die aktuellen Rahmenbedingungen zu dieser neuen Artenvielfalt passen.

Ansprechpartner BBH: Ulf Jacobshagen
Ansprechpartner BBHC: Marcel Malcher/Roland Monjau

PS: Sie würden sich gern die Barge aus der Nähe ansehen? Im Rahmen unserer Energiekonferenz am 2.7.2015 in Hamburg hätten Sie dazu die Gelegenheit.

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