Kommt jetzt die Insolvenzwelle?
Die erwartete Welle von Unternehmensinsolvenzen als Folge der Corona-Pandemie ist bislang ausgeblieben – doch das ist nur die halbe Wahrheit, wie mehrere Pleiten von Billiganbietern im Strom- und Gasmarkt in den vergangenen Wochen gezeigt haben. Mehr denn je ist ein professionelles Forderungsmanagement unerlässlich.
Zahl der Unternehmensinsolvenzen sinkt
Im März 2020 hatte der Gesetzgeber zahlreiche Maßnahmen auf den Weg gebracht, um die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie einzudämmen. So wurde korrespondierend zur Gewährung von diversen Wirtschaftshilfen die Insolvenzantragspflicht ausgesetzt (wir berichteten). Nach dem Auslaufen dieser Maßnahmen Ende April 2021 wurde die große Insolvenzwelle erwartet. Tatsächlich aber sinkt die Zahl der Unternehmensinsolvenzen. Die Creditreform hat aktuell festgestellt, dass die Zahl der Unternehmensinsolvenzen im Jahr 2021 um mehr als 10 Prozent auf 14.300 gesunken ist – das ist der niedrigste Stand seit Einführung der Insolvenzordnung (InsO) im Jahr 1999.
Alles gut? Nicht ganz
Der Rückgang der Unternehmensinsolvenzen täuscht über den rasanten Anstieg der Verbraucherinsolvenzen hinweg. Viele Verbraucher und Selbständige haben wegen der – rückwirkend zum 1.10.2020 eingeführten – Verkürzung der Restschuldbefreiungsphase (wir berichteten) mit dem Insolvenzantrag bis zum Jahr 2021 gewartet. Dies führte zu einem Anstieg der Insolvenzen in diesem Bereich um nahezu 80 Prozent.
Die geringe Zahl der Unternehmensinsolvenzen darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Wirtschaft nach wie vor unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie leidet. Zahlreiche Unternehmen überleben laut Creditreform nur dank massiver staatlicher Wirtschaftshilfen wie Liquiditätshilfen oder dem Kurzarbeitergeld. Die vermeintlich positive Insolvenzstatistik spiegelt somit nicht den wahren Zustand der Unternehmen wider.
Konsequenzen für Gläubiger
Für Gläubiger bedeutet dies nichts Gutes. Ein Vertragspartner muss sich darauf verlassen können, dass sein Gegenüber zahlungsfähig ist und seine Zusagen einhalten kann. Dieses Vertrauen leidet aktuell, zumal sich insbesondere das Zahlungsverhalten von Unternehmen seit Beginn der Pandemie stark verschlechtert hat. Die durchschnittliche Verzugsdauer ist so hoch wie seit Jahren nicht mehr; auch die Höhe der durchschnittlich offenen Forderungen steigt (wir berichteten).
Besorgniserregend ist auch, dass trotz der geringeren Zahl der Unternehmensinsolvenzen die Insolvenzschäden enorm gestiegen sind. Die Creditreform geht im Jahr 2021 von einem Gesamtschaden von 54 Mrd. Euro aus (nach 42,6 Mrd. Euro im Vorjahr). Bezogen auf einen Insolvenzfall bedeutet dies einen durchschnittlichen Schaden von 4 Mio. Euro. Die Quoten für Gläubiger, die in Insolvenzverfahren erzielt werden können (wir berichteten), sind seit Jahren sehr niedrig und bewegen sich im unteren einstelligen Bereich.
Ausfallrisiken minimieren
Wer seine Forderungen ungeordnet und unkontrolliert – quasi nebenbei – einzieht, setzt sich weitreichenden Gefahren aus. Neben dem Entzug der eigenen Liquidität drohen erhebliche Ausfallrisiken. Wer zu lange wartet, muss im schlimmsten Fall damit rechnen, dass Rechnungen gar nicht mehr bezahlt werden. Ein konsequent angewandtes Forderungsmanagement gewährleistet zudem, frühzeitig Krisen von Geschäfts- oder Vertragspartnern zu erkennen und entsprechend zu handeln – auch um Zahlungen (weitgehend) anfechtungssicher zu realisieren.
Ansprechpartner*innen: Markus Ladenburger/Nils Langeloh/Steffen Lux
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