Weihnachten 2017 – Schnee oder Südsee?

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Haben Sie schon mal Weihnachten in der Karibik verbracht? Eigentlich doch ganz verlockend, sich dem ganzen Weihnachtstrubel zu entziehen. Keine Last-Minute-Einkaufstouren für schwierig zu beschenkende Bekannte, keine Diskussionen mit der Verwandtschaft, wer nun wen wann besucht, kein wie immer viel zu üppiges Festessen zu den Feiertagen. Aber würde man anderes wiederum nicht missen? Eine Palme taugt nicht wirklich als Weihnachtsbaum-Surrogat, auf einen Caipirinha an der Strandbar ist irgendwie nicht dasselbe wie Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt und Weihnachtsmütze in Kombination mit Badeshorts ist irgendwie … schwierig.

Fast hätte man diese Weihnacht beides haben können: karibische Stimmung und traditionelle Festlichkeit. Doch dann, nach viereinhalb Wochen intensiv geführter Sondierungsgespräche verkündete FDP-Chef Christian Lindner schließlich das Aus für eine mögliche schwarz-gelb-grüne Weihnacht, Pardon: Regierung. Jamaika habe keine Idee, kein Vertrauen, keine Stabilität. Uff. Das war eine Ansage, mit der (fast) niemand gerechnet hatte. Vor allem auch deshalb nicht, weil die ersten Fronten zu bröckeln schienen. Klimapolitische Zugeständnisse gab es von den Grünen, die von einem fixen Termin für den Kohleausstieg ebenso abrückten wie von dem Enddatum 2030 für die Zulassung von fossilen Verbrennungsmotoren. Die FDP hatte dies kurz darauf noch begrüßt, ehe sie in der Nacht vom 19.11.2017 endgültig abbrach. In den Tagen danach konnte man in der Presse vermehrt lange Politiker-Gesichter sehen, und neben Lindner als Bad Santa 2017 mischte sich etwas in die deutsche Bundespolitik, das man nicht alle Tage sieht und auch nicht allzu oft sehen möchte: allgemeine Ratlosigkeit. Was von Jamaika bleibt, sind allenfalls gemeinsame Fotos der Sondierer auf dem Balkon der Parlamentarischen Gesellschaft, die eine Geschlossenheit symbolisieren sollten, die es augenscheinlich nie gab.

Jetzt also die SPD. Nachdem Martin Schulz beim Parteitag nach einer 75-minütigen Rede ein Ja für „ergebnisoffene Gespräche“ mit der Union abgeholt hatte, umschleichen sich CDU/CSU und SPD nun seit dem 13.12.2017 als mögliche Regierungspartner.

Tja, Weihnachten werden wir jedenfalls ohne neue Regierung feiern müssen, was aber nicht weiter schlimm ist. Bis dahin bleiben die bisherigen Ministerinnen und Minister „geschäftsführend“ im Amt, grundsätzlich mit denselben Befugnissen ausgestattet wie eine reguläre Regierung. Allerdings – und jetzt bleiben Sie bitte tapfer – werden Sie auch auf den Blog über Weihnachten leider verzichten müssen. Wir nehmen unsere traditionelle Auszeit und sind im Neuen Jahr wieder für sie da. Wer weiß, vielleicht wissen wir bis dahin ja schon mehr darüber, wer die nächsten vier Jahre mit wem regiert. Womöglich gibt es ja statt GroKo oder KoKo dann doch NeuWa?

Wir wünschen Ihnen eine besinnliche Weihnachtszeit und ein frohes Weihnachtsfest.

Ihr BBH-Blog

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