Chancen für Quartierskonzepte

Die Eröffnungsbilanz Klimaschutz des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWK) hat verdeutlicht, dass die Klimaschutzmaßnahmen in allen Sektoren unzureichend sind – auch im Gebäudesektor. Werden die Anstrengungen zur Erreichung der Klimaziele nicht intensiviert, überschreitet allein der Gebäudesektor die Sektorziele zwischen 2022 und 2030 um insgesamt 152 Mio. t CO2-Äquivalente. Deshalb hat die Ampel Sofortmaßnahmen beschlossen.

Ukraine-Krieg erhöht den Handlungsdruck auf den Gebäudesektor

Zu diesem Zeitpunkt war der Ukraine-Krieg noch nicht in Sicht. Er erfordert eine Neubewertung der energiepolitischen Ziele: Neben dem Ziel, Strom in Deutschland bis 2035 nahezu ausschließlich aus Erneuerbaren Energien zu erzeugen, steht im kürzlich vorgestellten sog. Osterpaket (wir berichteten hier und hier) neben EEG-Umlage-Absenkung und weitgehender Vereinheitlichung verbleibender Umlagen im neuen Energie-Umlagen-Gesetzes (EnuG) auch die Unabhängigkeit von Kohle-, Öl- und Gasimporten im Fokus. Energieversorgung mit Erneuerbaren Energien gilt nun als nationales Sicherheitsziel.

Für Akteure im Gebäudesektor bedeutet das: Der Strom- und Wärmebedarf ist nicht nur möglichst aus Erneuerbaren Energien zu decken, sondern der Bedarf ist durch energetische Sanierung der Gebäude gering zu halten. Also efficiency first, green energy second.

Geplante Novellierung des GEG

Vorgaben zu Neubau- und Sanierungsstandards für Gebäude ergeben sich aus dem Gebäudeenergiegesetz (GEG), das erst im November 2020 in Kraft getreten ist. Mit einer Novellierung des Gesetzes soll das Ziel gesichert werden, bis 2045 Klimaneutralität im Gebäudebereich zu erreichen. Kurzfristig wird dazu der Neubaustandard vom Effizienzhaus (EH)-Standard 75 auf den EH-Standard 55 angehoben. Zum 1.1.2025 soll dann der EH-Standard 40 gelten und jede neu eingebaute Heizung auf Basis von 60 Prozent Erneuerbarer Energien betrieben werden.

Neuausrichtung der BEG

Auch die Förderprogramme zur Erreichung der Klimaschutzziele unterliegen einem steten Wandel. Die Akteure im Gebäudesektor warten schon lange auf das Inkrafttreten der Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW). Hier liegt der Ball aufgrund des Beihilferechts bei der EU-Kommission. Daneben sorgte die plötzliche Aussetzung der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) für Schlagzeilen (wir berichteten). Nachdem die Neubauförderung am 20.4.2022 für den EH-Standard 40 wieder aufgenommen wurde, waren die dafür bereitgestellten Mittel in Höhe von 1 Mrd. Euro am Mittag desselben Tags bereits aufgebraucht. Für die Zukunft ist ein ganzheitliches Förderprogramm geplant, das insbesondere an den Treibhausgas-Emissionen pro Quadratmeter ausgerichtet ist.

Chancen für Quartierskonzepte

Die Umsetzung von Quartierskonzepten bietet eine große Chance, die Klimaschutzziele im Gebäudesektor zu erreichen. Der gebündelte Energiebedarf ermöglicht es, erfolgreich eine effiziente und klimaneutrale Energieversorgung umzusetzen.

Ansprechpartner*innen: Ulf Jacobshagen/Felix Hoppe

PS: Interessierte können sich bei dem Arbeitskreistreffen des AK Quartier, das wir am 19.5.2022 veranstalten, informieren. Die Agenda zu diesem Termin finden sie hier und die Anmeldung hier. Weitere Details können Sie dem Flyer entnehmen.

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